Irgendwo
bei Regensburg:
Kurz
vor der Teerstraße komme ich zum Stehen, drehe mich um und sehe
schon meinen Bruder, der nur wenige Meter hinter mir folgt.
Wiedermal
sind wir unseren Hometrail in wenigen Minuten runtergerauscht und
dieser viel zu kurze Genuss läßt uns enttäuscht mit der Schulter
zucken. „ Wir müssen mal wieder was Gescheites machen“ bringt Michael zum Ausdruck, was wir beide denken. „ Abfahren bis die
Scheiben glühen, ja so was hatten wir lange nicht mehr!“. So
entstand die Idee, dass wir erneut einen richtig krassen
Alpencross machen müssen, um endlich wieder längerdauernden
Abfahrtsspaß zu haben, der nicht nach fünf Kurven zu Ende ist.
Also
trommelten wir alle Leute zusammen, die für so eine Aktion zu
begeistern waren und überlegten uns, was in Frage kommen würde:
Via
Claudia – furchtbar wenig Trails; Heckmair-Route, langweilig –
zuviel zu Tragen und zu wenig schöne Abfahrten; Via Migra –
interessant, aber sehr lang. Wir wälzten die einschlägige Literatur
von Albrecht, Glaser, Stanciu und Zahn. Unser Ergebnis:
Es
gibt wohl keinen richtig spannenden Alpencross für uns. Da wir 2010
bereits den „Trail Transalp Tirol“ gemacht haben, der sich durch
anspruchsvolle Abfahrten und Trails auszeichnet und wir genau so
etwas wieder starten wollten, war klar, dass wir uns wohl selbst
etwas zusammenbauen mussten. Unsere Idee war:
Man
nehme den ersten Teil der „Diretissima- Route“, baue einen
zusätzlichen Alpenübergang ein, füge den Schluß der „Joe-Route“
hinzu und spicke alles mit zusätzlichen Trail-Abfahrten, die
irgendwann mal in den Fachzeitschriften standen und fertig ist eine
vielversprechende Freeride- Alpenüberquerung.
Im
Sommer wars dann soweit: 5 Männer mit gestählten Wadeln, 5
Endurobikes, gepimpt bis ins Detail und mit kompletter Ausrüstung für
eine Woche im Rucksack, begaben sich nach Oberstdorf, um von dort
Kurs auf den Gardasee zu nehmen.
Die
anfangs leichte Steigung des Rappenalptals, welche uns zum
Schrofenpass führte, zehrte schon ganz schön an unserer Kondition. Richtig ernst wurde es dann das erste Mal kurz vor der Passhöhe, die uns mittels der legendären Leiternpassage in das
Lechtal brachte:
Am
Talende wird der Weg zum Pfad und man quert im Anstieg steile
Schutthänge. Doch plötzlich stoppt Stefan an einem Felsabbruch, an
dem der Weg im 2. Weltkrieg herausgesprengt worden ist und musterte den Überweg – zwei liegende Leitern, über die wir die Bikes
tragen mussten.
Eine
Wandergruppe von Senioren konnte es kaum glauben, dass wir hier oben
auf einem in den Fels geschlagenen Weg - übrigens der einzige
Übergang aus dem Allgäu ins Lechtal, der mit dem Bike zu bewältigen
ist - mit Moutainbikes unterwegs waren.
Doch diese Stelle war schnell
überwunden und es schloss sich eine wenig interessante und auch
sehr kurze Abfahrt an und wir gelangten über Warth zum nächsten
Anstieg in Richtung St. Anton.
Die
Tourenplanung sah nun die „Diretissima“ vor, die wir von Achim
Zahn übernommen hatten und uns in den Erlachtobel führte. Dieser
kostete uns einige Schweißperlen – vor Anstrengung, aber auch einem
Schuß Angst.