Montag, 17. Dezember 2012

Durchquerung des Val Grande

Was macht man den ganzen Winter lang? 
Man träumt und plant neue Touren für den nächsten Sommer. Genervt von all den überlaufenen Bergen, suchte ich nach einsamen Gegenden, so stieß ich auf die Seite:
http://www.piemont-trekking.de/

Schnell holte ich mir Kartenmaterial und Führer z.B. Nationalpark Val Grande und die präzise Domodossolakarte.

Fasziniert von der Beschreibung, dass es ein Nationalpark zwischen Lago Maggiore und Domodossola im Piemont ist, der dadurch entstanden ist, dass die Menschen die Gegend verlassen haben, weil das Gebiet so unzugänglich ist, haben wir uns für eine Durchquerung entschieden.

So brachen wir in Premosello im Mai auf, da zu dieser Zeit die Vegetation am Aufblühen sein sollte. Leider war dieses Jahr alles später dran.


Noch bei schönem Wetter gingen wir los und keine Stunde später trafen wir auf die erste Schlange- das Tal ist bekannt als Viperntal!



Durch schöne Almwiesen ging es aufwärts zum Bivacco Alpe di Colme,in dem man übernachten darf- das ist die Besonderheit in diesem Nationalpark!
Man muss zwar alles selber dabei haben, wie z.B. Essen, Matte, Schlafsack, Wasser dagegen gibts an vielen Bächen oder Quellen und  Feuerholz für die Öfen findet man  meist in der Umgebung!
Tim Shaw von oben genannter Seite kümmert sich da ein bißchen drum und veröffentlicht auch immer wieder aktuelle Informationen, da er viel im Tal unterwegs ist!
Alpe della Colma

In der Hütte war es feucht und bitterkalt- man sieht ja den Schnee noch.
Am nächsten Tag gings abwärts und wir waren somit weit weg von der Zivilisation, es gibt dort kaum Handyempfang und bis auf 1-2 Einsiedler keine Menschen. Der Weg war kaum zu erkennen und wir mußten durch Schnee und Buschwerk kraxeln. Nur mit Gespür und Pfadfindereigenschaften fand man die richtige Spur. Für Anfänger kann ich diesen Weg nicht empfehlen- etwas Erfahrung schadet hier nicht.



Abenteuerlich ging der Pfad durch frisch austreibende Buchen und Büsche. Blumen waren noch nicht viel zu sehen- schade, das Tal ist bekannt für seinen Blumenreichtum. Wir querten immer wieder Bäche, die noch viel Wasser von der Schneeschmelze führten.
Nach einem langen Tag kamen wir in In la Piana an, wo mehrere Häuser leer auf uns warteten.
in la Piana

Diese Hütte war viel ordentlicher als die erste und wir schürten ein mit dem Holz, dass wir draussen zusammensägten. Es wurde hier schnell warm und wir beobachteten eine Gemse, die sich ungestört am Gras labte.
Nett ist es, die Einträge in den Hüttenbüchern zu lesen. Viele waren vor uns, in dem damaligen Jahr, nicht dagewesen.




Tags darauf ging es hinter den Hütten, Richtung Alpe Vald, weiter im Regen.
Das viele Buchenlaub machte die Wege rutschig.
Zwischendurch war die Spur abgerutscht und wir konnten keine Alternative erspähen, also hielten wir uns an Grassoden fest und hangelten uns am Hang entlang.
Anmerken muss ich, dass es im Val Grande oft steil ist und man durchaus abstürzen kann- meist würde dies im Bach enden.





Durch diesen Bach mußten wir- bei geschätzten 6 oder 7 Grad Wassertemperatur- kein Vergnügen! Mein Tip: Davor schauen, wo der Weg drüben am anderen Ufer weitergeht und zügig durchwaten! Die Füße werden schnell gefühllos im kalten Wasser.
Da immer mehr Schnee lag umso höher wir kamen, änderten wir unsere geplante Route und entschieden uns zur Alpe Bondolo zu gehen, nicht zu Scaredi, das 2100m hoch liegt.

An Vald vorbei, dort trafen wir den legendären Gianfry, ein Aussteiger.
Ihr könnt auf Tims Seite nachlesen, wer er ist.
Durch den Schnee war es eine Riesen- Plackerei, immer wieder sanken wir tief ein. Durchnäßt kamen wir in Bondolo an und es war nur noch wenig Holz da.
Blöderweise gibt es dort kaum Möglichkeiten Holz zu holen.



Es regnete am nächsten Tag weiter und weiter.
Völlig naß beeilten wir uns aus dem Tal zu kommen.
Einmal mußten wir wieder einen großen Bach über eine Schneebrücke queren, zum Glück brach sie nicht ein. Aber spannend war es!
Durch den vielen Regen weichte der Boden so auf, dass einzelne Bäume einfach umfielen.
Im Val Basso wurde die Route wieder einfacher zu gehen und wir kamen aus dem Tal nach Malesco.

Völlig erschöpft und durchweicht setzten wir uns in den Zug zurück nach Premosello  und dachten an die spannende Zeit im Val Grande und beschlossen, noch einmal in einer wärmeren Jahreszeit zurückzukommen!
im Valle del Basso

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