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Nahe der Winnebachseehütte |
Endlich kamen die Sterne zum Vorschein, nachdem es den ganzen Tag wolkenverhangen war und seit dem Mittag ununterbrochen geschneit hat. Die kalte, glasklare Nacht liess uns hoffen, dass morgen endlich ein schöner Skitag bevorstehe. Die Meteorologen hatten sich die letzten Tage ziemlich geirrt. Auf jeden Fall konnten wir uns auf eine 20 Zentimeter dicke Neuschneeauflage freuen.
Müde vom anstrengenden Tag Vier streckten wir uns im Matratzenlager der gemütlichen Winnebachseehütte hin und träumten von herrlichen Abfahrten.
Denn angefangen hat die Runde ja völlig anders:
Am ersten Tag war unsere Absicht, in Ruhe anzureisen und bequem die Standseilbahn des Axamer Lizums zu nutzen, um von dort die geniale Freerideabfahrt nach Westen ins Senderstal zu nehmen. Doch am Hoadl angekommen, standen wir im dichten Nebel. Die Vorhersage hat sich um 1000 Höhenmeter vertan. Auch die Kaffeepause brachte nichts und so entschlossen wir uns trotz der schlechten Sicht, in den Hang einzufahren. Doch habt Ihr schon mal versucht mit verbundenen Augen ein Glas Wasser einzuschenken? Keine Chance! So erinnerten wir uns angestrengt der beschriebenen Hinweise und versuchten eine Schwachstelle im Hang zu finden. Steilst ging es hinunter, im Bruchharsch war an Schwingen nicht zu denken. Wir torkelten im "Nebel des Grauens" herum, wie nach dem Maibockanstich. Völlig beraubt unseres Gleichgewichtssinns kratzten, rissen herum und kullerten wir bergab.
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vom Hoadl nach Westen |
Viel zu lange hatten wir gebraucht, die weitere Route übers Seejöchl nach Stubai zu steigen, verwarfen wir. So rutschten wir aus dem Senderstal und benutzten die Öffis um ins Stubai zu kommen.
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Dresdner Hütte |
Nach einer Übernachtung wollten wir endlich richtig einsteigen in die Tour, doch es kam wieder anders. Wiederum hatten sich die Experten vom Wetter vertan und wir hatten keine Chance aus dem Skigebiet von Stubai, ins Sulztal übers Daunjoch oder oder den Hinteren Daunkopf zu gelangen. Zu dicht war der Nebel, selbst auf den Pisten des Skigebiets machte die fehlende Sicht den Skispass zunichte.
Zweimal starteten wir mit unseren vollgepackten Rucksäcken einen Anlauf über den Sattel zu kommen, wie der Nebel sich kurz lichtete. Als es drei Uhr wurde- unsere selbstgesetzte Deadline- entschlossen wir uns entnervt in der Dresdner Hütte im Skigebiet zu übernachten.
Die Hütte war komfortabel und wir wurden mit hervorragendem Essen belohnt.
Und am Morgen, endlich, bei einem kurzen Blick aus dem Fenster: strahlendblauer Himmel. Die Wolken tief unten im Tal, verspricht es unser ersehnter Skitag zu werden. Nach dem Frühstück mussten wir alle Dinge wieder in den überberstenden Rucksack verstauen, um als einer der Ersten mit dem Lift hoch auf über 3000 Meter Höhe zu gelangen. Wir ziehen die ersten Lines durch den frischgewalzten Schnee, um zum Daunjoch zu kommen. Dort beginnt der Aufstieg zum hinteren Daunkopf, unserem anvisierten Ziel. Glasklare Fernsicht herrschte über den Stubaitaler Bergen, Zillertaler Bergen, Ötztaler und und und.
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Blick übers Stubai nach Nordosten |
150 Höhenmeter gab es zu überwinden, anfangs mit Skiern, später zu Fuß stiegen wir langsam höher. Deutlich war das Daunjoch unter uns zu sehen und der unberührte Sulztalferner noch darunter. Die steilen Hänge waren vom vielen Wind der letzten Wochen nahezu freigeblasen. Doch bald errreichten wir das Gipfelkreuz und die Aussicht war unbeschreiblich:
Stahlblauer Himmel und Gipfel bis zum Abwinken.
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Blick übers Sulztal und die Abfahrt |
Bald ging es an die Abfahrt. Zuerst konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wo es langgeht, doch in Nordnordost- Richtung ketten sich mehrere Becken aneinander, wie in einer riesigen Achterbahn und führen tiefer. Es saugt einen nahezu in die Tiefe, wie in einen Schlund, jeder Abfahrtsmeter machte Spaß in dem nordseitigen Pulverschnee. Doch die Steilheit setzt sichere Verhältnisse voraus, wie wir kurz nachher am eigenen Leib erfahren sollten.
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hier passt der amerikanische Ausdruck "snow bowl" perfekt |
Kurz bevor wir von der Riesenrinne zum Gletscher ausgespuckt wurden, passierten wir den Nordhang der unteren Felsen des Daunkopfs und als wir gerade die absolvierte Tiefschneefahrt freudig kommentierten, fuhr ein Riss durch die Schneedecke des Nordhangs und Massen von Schnee drängten ins Tal. Gerade waren zwei Skifahrer dabei die Stelle zu queren, konnten jedoch geschickt den Ausläufern der massiven Schneewelle ausweichen. Donnernd ergoßen sich von mehreren Auslösestellen die Schneemassen in unsere Richtung.
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Lawine am hinteren Daunkopf |
Kurzzeitig befürchteten wir, der Strom käme bis zu unserem Standpunkt, doch bald verebbte er. Erleichtert atmeten wir auf und sahen, dass auch die zwei oberhalb fahrenden Skifahrer ohne Schwierigkeiten durchkamen. Mit mulmigem Gefühl schwangen wir weiter ab Richtung Amberger Hütte, hatten wir so eine grosse Lawine schlichtweg nicht erwartet.
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Sulztal von der Amberger Hütte aus, mittig der hintere Daunkopf |
Mäßig steil verengt sich das Tal, später eher flach zieht es hinaus und verspricht puren Skispass. An der Hütte angekommen, berichteten wir dem Hüttenwirt von der Lawine und dass niemand zu Schaden gekommen ist, daraufhin spendierte er uns ein Stamperl Schnaps und wir stiessen darauf an, dass alles so gut ausging. Wie es weiterging lest Ihr in Teil 2!
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