Donnerstag, 30. Juli 2015

Die letzten Etappen des Sentiero della Pace führen uns zur Marmolada

Lago Colbricon mit Palagruppe im Hintergrund
Der Jahresurlaub 2015 war gekommen und endlich konnten wir das letzte Stück des Sentiero della pace in Angriff nehmen. Wie berichtet, sind wir zuletzt quer durch das Lagorai gegangen und nicht auf dem Original- SdP, der südlich durch das Valsorda verläuft. Letzteres besuchten wir bei Tagestouren in einem gesonderten Urlaub und empfanden es als  weniger attraktiv. 

So besuchten wir am Anreisetag vom Rollepass aus die Laghi di Colbricon, in dessen Nähe der SdP am Passo di Colbricon quert. In einer Stunde wandert man bequem vom Rollepass hinüber an die Colbriconhütte, die keine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Idyllisch liegt sie hier am gleichnamigen See. Von hier aus verläuft der SdP nach Nordwesten, um in Paneveggio zu münden. Doch sowohl Oskar Schmidt empfiehlt in seinem Buch "Der Friedensweg" als auch Dumler in seinem "auf dem Friedensweg in die Dolomiten", den Bus zu nehmen. So gehen beide Autoren flach zum Rollepass hinaus und fahren die acht Kilometer hinunter. Bei unseren Recherchen fiel uns auf, dass es ziemlich schwierig ist, Busabfahrtszeiten herauszufinden und so entschieden wir uns auch erst in Paneveggio loszulegen.
Übernachtungen gibt es am Rollepass und in Paneveggio, das Albergo La Bicocca ist dort  wärmstens zu empfehlen!
So stiegen wir also anderntags  frühmorgens wieder in den SdP ein und folgten dem Forstfahrweg Nummer 626 bergauf Richtung Malga Bocche. Hier befindet man sich im Naturpark Paneveggio, was aber nicht weiter auffällt, man freut sich aber über die schattenspendenden Bäume. Einige Zeit später endet der Forstweg, ein Wanderweg führt bald auf eine Wiese, überquert einzelne Schützengräben und man kommt zur malerisch gelegenen Malga Bocche.
Malga Bocche
Insgesamt ist der Weg hier in diesem Abschnitt gut beschildert und bedarf keiner weiteren Erklärung und so entschieden wir, über den Original-SdP über den Obelisken am Hang der Cima Bocche zu gehen. Beide oben genannten Autoren weichen über die Malga Juribrutto aus- warum weiß ich nicht. Und so stiegen wir  über einen einst befestigten, einsamen Karrenweg auf in den Laste de Boce, dem Hang zur Cima Bocche. Verblüffend ist dabei, dass man sich auf diesen Gletscherschliffplatten wie am Mond vorkommt, nur die endlosen aufgestapelten Brustwehre des Alpenkriegs "stören" diese Landschaft.
in den Hängen der Cima Bocche, Bildmitte Malga Bocche
Dumlers Beschreibung dieses Abschnitts hat uns ziemlich verwirrt, doch entpuppte sich alles als viel einfacher. Der Weg durch das Val Miniera und somit der Original- SdP (Biwak "Val Miniera" sieht versifft aus und eignet sich nur für absolute Notfälle!) führt an dem Obelisken vorbei und, anders als in der Tabacco- Karte verzeichnet, leitet er gut beschildert weiter aufwärts, um direkt von unten an die Forcella Laste di Bocche 2560 m 
links der Bildmitte: Einschnitt der Forcella Juribrutto, links Bocchehang
nördlich der Forcella Juribrutto
zu gelangen. Diese ist in der Karte nicht bezeichnet und anschließend steigt man 200 Höhenmeter steil ab, um zur Forcella Juribrutto zu kommen. Wir waren uns  danach einig, dass dieser Übergang einfach zu finden, im Gegensatz zu Dumlers Aussage wenig aussgesetzt und absolut lohnend ist. Auch hier hat man das Gefühl, Dumler hat vielleicht von Oskar Schmidt abgeschrieben und hat diesen Abschnitt nicht selbst gesehen. Beide Autoren wichen auf den Weg zur Malga Juribrutto aus, wobei ebenfalls 200 Höhenmeter "verloren" gehen.

Durch Geröllfelder überquert man die Forcella Juribrutto, vorbei an einem wackligen Unterstand, um sogleich in eine Hangquerung des Juribruttos zu gelangen.
Zügig gelangt man zum Col de le Palue (Dumler nennt hier den Col d´Orso) und erkennt, dass dieser Geländeabsatz durchsetzt ist mit italienischen Stellungen und Tunnel.
am Col de le Palue, hinten Passo di Pellegrino
Unschwer führt der Pfad abwärts zum Passo di San Pellegrino, wo uns mehrere Hotels mit Erfrischungen erwarten. Anschließend folgten wir beiden Autoren und ersparten uns den nun folgenden Anstieg zur Bergvagabundenhütte zumindest teilweise: Wir nahmen, wie schon von der Gegenseite des Tales ersichtlich, den Sessellift hoch zu den öden Skihängen der Campagnacia, unter dem Passo de le Selle. Deutliche Wegweiser zeigten uns den verbliebenen Anstieg zur Bergvagabundenhütte, der in einer Stunde zu bewerkstelligen ist und tolle Ausblicke auf den hart umkämpften Costabellakamm gibt. Heute kann man mit entsprechender Ausrüstung auf beider Seiten der Hütte die Stellungen mittels Klettersteige besichtigen (Klettersteig Bepi Zac und Bruno Federspiel).

Bergvagabundenhütte, Passo delle Selle
Erschöpft von diesem langen Wandertag (neun Stunden)  genossen wir das einfache aber gute Essen auf der Hütte. Beim Sonnenuntergang hat man bezaubernde Ausblicke auf die Civetta und die Pala- Gruppe von der Terrasse aus und wir rätselten den ganzen Abend warum Helmut Dumler den Hüttenwirt als "umtriebig" beschreibt? Uns fiel nichts Aussergewöhnliches an ihm auf.

Mit den ersten Sonnenstrahlen setzten wir unseren Weg anderntags fort und beobachteten ein paar Gämsen, die eilig vor uns aus dem Val di Sele flohen. Unschwer geht man bequem im Tal bergab und passiert das Rifugio Taramelli, die Blicke schweifen dabei immer wieder  über die umliegenden Gipfel. Bald trifft man an der Alm Monzoni ein und freut sich über das herrlich erfrischende Wasser im Brunnen. Neu belebt folgen wir den Schildern, die bald auf die andere Bachseite führen und alsbald versteckt als schmale Spur auf den Sentiero 641 mündet- mit etwas Gespür ist der Pfad zu finden. Jäh steilt sich dann der Wiesenweg auf, zieht durch den Wald und später passiert man eine Alm. Stoisch starren uns die Kühe an, als hätten sie nie einen Menschen gesehen. Kurz vor dem ersten Pass namens Forcella da Pief  kommen wir noch an grasenden Pferden vorbei, bevor es auf eine kleine Hochfläche geht.
Hochfläche I Pief
  Ständig hat man  die Rückseite des Costabellakamms und des L`Ort vor Augen und plötzlich eröffnet sich am Ostrand der Fläche die Weitschau auf die kommenden Berge: Col Ombert und Marmolada und das San Nicolo- Tal.
Blick auf Col Ombert rechts der Bildmitte und dahinter Marmolada
Selbiges erreicht man durch saftiggrüne Blumenwiesen über einen abschüssigen Pfad, vorbei an einer kleinen Hütte, um zuletzt auf weitausholenden Forstwegkurven im Tal einzutreffen. Hier trifft man auf die "Strada di Rusci", der man gleich an der Ruhebank nach rechts folgt. In Bälde kommt man an dem Cascata- Wasserfall vorbei und trifft oft auf viele Menschen hier, die die Baita nebenan zur Rast nutzen. Fluchtartig verlassen wir diesen lärmenden Rummel und streben nach rechts auf Sentiero 609 gen Jonta. Von dort geht es steil bergauf (im Bild rechts oberhalb des Waldes) und geschickt wird eine Felsstufe umgangen, um in ein Hochkar am Fuß des Col Ombert zu gelangen. Wildromantisch muten die Felszacken rundherum an. Weit oben an der Cima dell Uomo wurde im Gebirgskrieg heftigst gekämpft. Endlich erreichten wir, durch einen wegen Abrutschen des Weges unangenehm zu steigenden Hangs, die Forcella Pasche.
Blick über die Laste de Contrin zur Marmoladasüdseite
 Nun ist all die Anstrengung vergessen, das Contrinhaus scheint zum Greifen nah und leicht wandert es sich hinaus zum Fuß der Marmoladasüdwand. In einem Bogen gehts auf Weg 609 zur Hütte. Staunend, welch mächtige Felsen, Berge und Gipfel die Südwand zerklüften, erreichten wir das bekannte Bergsteigerheim.
Contrinhaus
 Hier endet der offizielle Sentiero della Pace, ein wunderbarer Weitwanderweg, der uns sehr beeindruckt hat. Seit 2006 sind wir alle zwei Jahre eine Woche auf ihm gegangen. Fasziniert waren wir von der famosen Landschaft, der Einsamkeit auf vielen Abschnitten und von den eindrucksvollen Kriegsrelikten, die immer wieder zu sehen waren. Der Weg war oft anspruchsvoll und durch ewig lange Etappen auch anstrengend. Trotzdem kann ich den Sentiero für geübte Geher nur weiterempfehlen, die Eindrücke davon werden wir noch lange behalten.
Gerne beantworte ich auch Fragen zum Weg, soweit es mir möglich ist. In diesem Sinne wünsche ich ein unfallfreies und erlebnisreiches Wandern am SdP!

GPS- Daten: Paneveggio- Bergvagabundenhütte
                           Bergvagabundenhütte- Contrinhaus

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