das einzige Bild von 2003 von mir beim Start |
Meine Ehe war gerade durch, also was macht man da so, naja dann entscheidet man sich, ein Mountainbikerennen mitzufahren.
Zeit hatte man ja damals dann genug, also trainierte ich fleissig....manchmal sogar mit Bier in der Trinkflasche. Das gab ich dann später....
aber wieder auf.
Der Gardasee war zu dieser Zeit eh schon unser bevorzugtes Bikerevier und so kannte ich Teile der Strecke schon. Man hörte dieses Rennen am Gardasee sollte klein, fein und extrem anspruchsvoll sein.
Nach der Anreise meldete ich mich an und verstand kein Wort, alles italienisch, doch eins verstand ich: Wenn der Erste am Tremalzotunnel ankommt, wird auf die Uhr geschaut und nach zwei Stunden der nachkommende Rest der Fahrer aus dem Rennen genommen!
"Ohh shittt" entfuhr es mir, das wird krass.
Am nächsten Morgen , nach dem Warmfahren, konnte man schon einige starke Fahrer beobachten, aber ich entschied mich, das Rennen langsam anzugehen.
Rocket comp von 2003 |
Dazu kannte ich die Auffahrt zu gut: Steil und unbarmherzig zieht sich von Limone die Teerstrasse nach Ustecchio hinauf. Acht Kilometer geht es bis Vesio eigentlich nur bergauf. Ratschend mit ein paar Österreichern fuhr ich mich erstmal ein und ließ viele Fahrer davonziehen.
Um ins Michele- Tal zu kommen umrundet man das Brasa- Tal bei Vesio in erträglicher Steigung, doch im Tal angekommen ist es vorbei mit dem Erholen, nun folgen 14 km Schotterstrasse durch den Bergwald. Die Steigung wechselt immer wieder, wird manchmal heftig und erfordert viel Wadenschmalz.
Endlich eine Versorgungsstation, ich wollte nicht zuviel Zeit verlieren, aß schnell ein paar Kekse, die Italiener kennen wohl keine Riegel, und eilte weiter.
So konnte ich ein paar Konkurrenten schon hinter mir lassen und pedalierte weiter auf dem, oft losen Schotter, aufwärts. Auf GPS tour.info sieht man den Trackverlauf und die Daten der Runde, wer sich das mal antun will. 30 km nur bergauf, 50 km insgesamt mit über 2000 Höhenmetern.
Wer das Michele-tal kennt, weiss, dass da nicht viel zu sehen gibt- also Augen zu und treten, treten, treten.
Endlich wird der Bewuchs weniger, man passiert die Malga Ciapa, die heute übrigens sehr gutes Essen serviert, und mit den letzten Serpentinen schraubt man sich zum Rifugio Tremalzo hoch, Dreh-und Angelpunkt der Tremalzotouren. Dort warteten meine Freunde, ich wollte keine Zeit verlieren, ließ sie stehen, denn die ersten waren schon lange durch...
Tremalzo-tunnel auf 1936Meter Mh |
und so quälte ich mich weiter hinauf zum Scheitelpunkt des Rennens- der Tremalzo- tunnel auf 1936 Meter Mh. Vorm Tunnel standen die Kontrollposten und riefen mir zu, dass die zwei Stunden gleich um seien. Doch ein paar Minuten vor der Frist passierte ich die Schranke und sah die vielen Biker, die noch weit hinter mir lagen...
Völlig erleichtert ging ich in die berühmten Fels- Schotter- Abfahrt des legendären Tremalzo. Diese Serpentinen kannte ich schon von mehreren Gardaseeurlauben. Da kann man es laufen lassen, da passiert nix und die Beine können sich erholen.
unterer Teil des Tremalzo zum Passo Nota |
Schnell ging es vorbei an Passo Nota, Passo di Bestana, Bocca di Fortini,
an der Baita Segala, die immer zu einem Wein einlädt, aber damals war ich zu euphorisch, um nochmal Pause zu machen, denn ich konnte noch ein paar Biker überholen.
Ohne Pause gings auf den immer schmäler werdenden Pfad der bekannten Mosertour "Passo Rocchetta". Ich wusste, dass es jetzt nur noch bergab geht, und zwar höllisch steil: zum Teil 30%.
an der Rocchettatour in einem anderen Jahr |
Vom ebenen Weg zweigt alsbald der 117er Pfad nach Limone ab, neigt sich nach unten und die Schlitterpartie begann. Einige Biker schoben oder trugen ihr Rad durch die losen Schotterrinnen. Ich versuchte zumindest am Rad zu bleiben, stemmte mich mit den Füßen ab und rutschte talwärts. Ich konnte ein paar Plätze gutmachen und rasant ging es abwärts. Der Weg mündet auf eine typische italienische Prügel- Kopfsteinpiste, die mit 30% in den Abgrund führt. Selbst mit blockierendem Hinterrad erreichte man noch angsterregende Geschwindigkeiten. Bei Nässe will ich das nie, aber wirklich nie, in meinem Leben fahren müssen.
Im Val del Singol angekommen, führte die Strecke schnell in die Häuser von Limone zurück. Dort ins Bachbett mit grossen Stufen, die mit Holzrampen fahrbar gemacht worden sind. Zum Schluß hinaus auf den Strand zum Ziel. Geschafft, 4 Stunden 38 Minuten, der Beste hatte angeblich 2 Stunden 28 Minuten, schreibt Ulrich Stanciu in seinem Buch.
Ich war total happy über meine Leistung und stolz es geschafft zu haben.
Limone |
Das Rennen fuhr ich 2003, angeblich wurde es 20 mal ausgetragen. Leider findet es heutzutage nicht mehr statt. In Deutschland hat man davon wenig mitbekommen und findet auch heute nicht viel davon. Schade, denn es war wirklich eine coole Sache.
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