Donnerstag, 6. April 2017

mit dem Alpenverein unterwegs beim Skihochtourenkurs in den Stubaier Alpen

Ausblick von der Franz- Senn- Hütte
Im März 2017 herrschte überall das gleiche Problem: es lag kaum Schnee in den Bergen. Das Wenige an Schnee war vielerorts verblasen und kaum mit der Altschneedecke verbunden. So stieg die Lawinengefahr während unserer Anreise ins Stubai auf eine "4" an, denn seit einem Tag schneite es ununterbrochen.
Wir, das sind sechs Teilnehmer und unser Ausbilder vom Deutschen Alpenverein, berieten, wie es weitergehen soll. Nach einem Anruf beim Hüttenwirt der Franz- Senn- Hütte war klar, dass es  zu gefährlich sei, die steilen Absätze im hinteren Oberbergtal zu ersteigen.



Schnell stand  als Alternative die Dresdner Hütte im Skigebiet von Stubai an der Mutterbergalm im Raum. Dort am Grossraumparkplatz angekommen, standen wir im dichten Schneefall vor Warnschildern, dass die Tourenabfahrt "Wilde Grube", die wir als Aufstiegsroute nutzen wollten, gesperrt sei.


an der Mutterbergalm

 Der Sommerweg schied wegen seines Verlaufs durch grosse 40 Grad Hänge von vornherein aus.
Doch Andreas wusste, dass beim Bau der neuen Gondel ein Zufahrtsweg in den steilen Hang zur Dresdner Hütte gebaut wurde. Die Sicht war schlecht und wir schätzten den Hang stellenweise auf 40 Grad ein, eigentlich zu steil bei einer "4". Doch er war gestuft und der Weg war viel befahren. Der Gefahr bewusst, gingen wir vorsichtshalber in grossen Abständen los und  kamen zwei Stunden später unbeschadet und erleichtert an der Hütte an. Ununterbrochen schneite es weiter und nach einem kurzen Aufwärmen in der Luxushütte, gingen wir wieder hinaus, um in der Nähe der Hütte unsere Ausbildung zu starten:
Zuerst stapften wir durch hohen Schnee höher an die Felsen, um Sicherungspunkte anlegen zu können. Wir vergruben Ski und Eispickel als "Toten Mann" und hintersicherten diese noch an einem Felsen.
Übung des Selbstaufstiegs an der Dresdner Hütte
Als erste Übung mussten wir den "Selbstaufstieg" mit zwei Prusikschlingen am hängenden Seil machen. Dieser kommt zur Anwendung, wenn man in eine Gletscherspalte gefallen ist und die Seilpartner es  nicht schaffen, einen hochzuziehen. Bei der Kälte und dem starken Schneefall war es ganz schön mühsam und kraftraubend, mit den eiskalten, schmerzenden Fingern die Knoten zigfach nachzuschieben.
Doch jeder kam nach oben und anderntags ging es raus ins Skigebiet, bei bestem Wetter, nur der Wind blies kalt. Die Lawinenlage war weiterhin eine "4" und so zogen wir den grossen Hängen ausweichend eine Spur auf der Piste in Richtung Gamsgarten.  Mehrfach hörten wir die Sprengungen im Skigebiet und als der Skibetrieb losging suchten wir uns eine flache Stelle im tiefen Schnee neben der Piste, um die "lose Rolle" zum Heraufholen eines in eine Gletscherspalte Gestürzten, zu üben.
Beim Graben eines "Toten Mannes" im Gamsgarten
Während des Übens beobachteten wir viele, viele Skifahrer, die abseits der Pisten in steilste Hänge einfuhren und anderntags hörten wir von einem Dänen, der von einer Lawine dort mitgerissen wurde und glücklicherweise mit leichten Verletzungen davonkam.
Das haben wir aber nicht mehr mitbekommen, denn wir sind nachmittag, auf unserem Herweg, zum Auto abgefahren.
Nun wollten wir doch noch zu unserem eigentlichen Ziel, der Franz- Senn- Hütte, steigen. " Jetzt gehts" hat der Hüttenwirt uns am Handy mitgetteilt. Doch als wir kurz vor der Hütte oberhalb einer engen Schlucht des hinteren  Oberbergtals unter einem drohenden Steilhang mit stellenweise  40 Grad Neigung standen, kamen wir ins Grübeln.
kurz vor der Franz- Senn- Hütte
 Der lange Zustieg von Seduck am Nachmittag hat es spät werden lassen und so mussten wir schnell entscheiden, was für Möglichkeiten wir haben:
Den beiden Tourengehern in die gefährliche Stelle folgen oder der Variante, die Thomas wusste, die die Schlucht weiter unten querte und in kleinräumigen Absätzen mit Umwegen zur Hütte gelangt. Wir entschieden uns für die vermeintlich ungefährlichere Route durch die Schlucht, was uns abends das Lob des Hüttenwirts einbrachte- wir waren die Einzigen auf der Hütte, die diese Route wählten.
Variante zur Franz- Senn- Hütte durch die Schlucht am E- Werk
Geschafft von der Anstrengung des Alternativanstiegs  durch die Schlucht, die auch ein bißchen gefährlich war, aber zumindest nur kleinräumig, freuten wir uns auf das gute Essen auf der Hütte.
 Als nächsten Ausbildungsteil wollten wir endlich in einer echten Gletscherspalte üben. So zogen wir am nächsten Tag unsere Spur von der Unterkunft in die Richtung des Alpeiner Ferners. Kilometerlang zieht sich das breite Tal, bis wir vor dem Steilabsatz des Gletscherbruchs standen.
am Alpeiner Ferner
Da ein Ausbildungsinhalt auch die Routenfindung und die Einschätzung der Lawinengefahr war, diskutierten wir die Möglichkeiten. Eine Gruppe vor uns ging weit rechts in den Moränenhängen, die uns aber als sehr gefährdet vorkam, eine Andere ganz links im Schatthang. Als Vorschlag kam noch, dass wir rechts im sonnenbeschienenen Gletscher gehen könnten. Doch dann müssten wir die Spalten längs gehen. So beschlossen wir links anzusteigen, was sich später als sehr steil entpuppte und im Nachhinein stimmten wir darauf ein, dass dies eigentlich zu steil war- so schnell passieren Fehler!
Aber es ging glimpflich aus und wir konnten am Absatz des Gletscherbruchs die Spaltenbergung üben.
im Alpeiner Ferner



Das Gehen mit Steigeisen auf so einem faszinierenden Untergrund ist einfach genial. Das Eis ist bombenfest und die Eisschrauben halten perfekt.
Wiederum angeseilt verliessen wir die Spaltenzone am späten Nachmittag und ein herrlicher Tag ging zu Ende. 
Vorsichtig fuhren wir wieder ab zur Hütte, an manchen Stellen war tiefster Schnee, an Anderen schauten die Steine raus.
Am letzten Tag wollten wir noch an der Hütte die Verschüttetensuche üben und damit es nicht zu langweilig wird, haben wir das Ganze auf Zeit und als Mehrfachverschüttung gemacht.
Franz- Senn- Hütte
Das Gemeine dabei war der tiefe Schnee, indem man bodenlos versank beim Laufen zum nächsten "Verschütteten". Zudem waren die verbuddelten Rucksäcke teils sehr nah beieinander, teils weit auseinander, was die Suche erschwerte. Doch insgesamt war der Ausbilder mit uns zufrieden, denn wir orteten die 18 "Verschütteten" in 33 Minuten und gruben sie am Schluss aus. Völlig erledigt  erstellten wir am Ende unseres Ausbildungswochenendes noch einen  Rutschblock, der Einem die Instabiltät der Schneedecke vor Augen führt:
Anschliessend fuhren wir ab und liessen die gelungene Ausbildung auf einer Alm ausklingen.

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